Image
Ein Team von neurologischen Fachkräften bespricht ein Problem am Computerbildschirm, auf dem ein MRT-Scan angezeigt wird

Innovative MS-Forschung im Fokus: 

16. Oppenheim-Förderpreis 2025 geht nach Erlangen und Rostock


Die Gewinner der Ausschreibung des Oppenheim Förderpreises 2025 stehen fest: 
Bereits zum 16. Mal unterstützt die Novartis Pharma GmbH innovative Forschungsansätze junger Wissenschaftler*innen im Feld der MS sowie benachbarter Disziplinen. Das weit gefasste Thema „Multiple Sklerose – forschen und verstehen“ motivierte erneut zahlreiche junge Forschende, kreative Förderanträge einzureichen. Die unabhängige wissenschaftliche Jury – bestehend aus Prof. Stefanie Kürten, Bonn, Prof. Frauke Zipp, Mainz, und Prof. Friedemann Paul, Berlin – bestimmte aus 18 Einsendungen die beiden diesjährigen Gewinnerprojekte, die jeweils eine Förderung von 50.000 Euro erhalten.

Die Gewinnerprojekte 2025: krankheitsbiologische Relevanz und translationale Innovation

Die MS ist eine chronische, immunvermittelte Erkrankung des zentralen Nervensystems, die durch Demyelinisierung, Axonverlust und Neuroinflammation gekennzeichnet ist. In der Regel beginnt sie mit einem schubförmig-remittierenden Verlauf (RRMS), dem häufig ein sekundär progredienter Verlauf (SPMS) folgt. [„Boutitah-Benyaich, I., Eixarch, H., Villacieros-Álvarez, J. et al. Multiple sclerosis: molecular pathogenesis and therapeutic intervention. Sig Transduct Target Ther 10, 324 (2025). https://doi.org/10.1038/s41392-025-02415-4“]1 
Während die meisten derzeit verfügbaren immunmodulatorischen Therapien in der RRMS sehr wirksam sind, verlieren sie in der SPMS deutlich an Effektivität.2 Daher besteht ein hoher Bedarf an neuen Behandlungsansätzen, die gezielt auf die progressiven Verlaufsformen der MS abzielen. Modulatoren des Sphingosin-1-Phosphat-Rezeptors (S1PR), konnten im Kontext der SPMS protektive Effekte zeigen.3,4 Die Forschung von Dr. Hannes Kaddatz, Rostock, setzt genau hier an: Ziel ist es, die Mechanismen zu entschlüsseln, über die S1PR-Modulatoren zentrale zytoprotektive Effekte vermitteln sowie die an der oligodendrozytären Degeneration beteiligten Zelltypen und Signalwege detailliert zu identifizieren. Die Ergebnisse könnten innovative, neuroprotektive Therapiestrategien eröffnen, insbesondere für Patient*innen mit progressiven MS-Verlaufsformen.

Dr. Thanos Tsaktanis, Erlangen, entwickelt mit seinem Forschungsprojekt innovative Ansätze, um die Krankheitsprogression bei progredienter MS frühzeitig zu erkennen und gezielt zu behandeln. Angesichts der begrenzten Wirksamkeit bestehender Therapien für die progredienten Verlaufsformen der Multiplen Sklerose verfolgt das Projekt einen multimodalen Ansatz, der moderne Immunanalytik, KI-gestützte Bildgebung und funktionelle Diagnostik miteinander kombiniert.
Ein zentrales Element des Projekts ist die Untersuchung der Aryl-Hydrocarbon-Rezeptor (AhR)-Achse, die eine entscheidende Rolle bei der Regulierung immunologischer Prozesse spielt.5,6 Vorläufige Ergebnisse zeigen, dass eine reduzierte AhR-Aktivität mit einem erhöhten Behinderungsgrad und Krankheitsprogression korreliert und eine Modulation womöglich therapeutisches Potenzial bieten könnte.7,8 Durch die gezielte Analyse regulatorischer B-Zell-Subpopulationen und die Entwicklung multimodaler Vorhersagemodelle sollen dabei neue therapeutische Zielstrukturen identifiziert werden. Zudem soll die Grundlage für die Entwicklung von AhR-basierten Immuntherapien geschaffen werden, die gezielt die subklinische Progression der MS adressieren. Diese vielversprechenden Ansätze könnten die Versorgung von MS-Patienten erheblich verbessern.

 

Referenzen

  1. Boutitah-Benyaich I et al., Sig Transduct Target Ther. 2025;10, 324.
  2. Lorscheider J et al., Neurology. 2017;89(10):1050-1059.
  3. Behrangi N et al., Cells. 2019;8(1):24.
  4. Kappos L et al., The Lancet. Volume 391, Issue 10127, 1263 – 1273.
  5. Linnerbauer M et al., Nat Commun. 2023;14(1):5555.
  6. Linnerbauer M et al., Nat Immunol. 2024;25(3):432-447.
  7. Cirac A et al., Neurol Neuroimmunol Neuroinflamm. 2021;8(5):e1043.
  8. Tsaktanis T et al., Neurol Neuroimmunol Neuroinflamm. 2020;8(2):e933.
     

Das könnte Sie auch interessieren:

Ein Finger berührt einen Downloadbutton auf einem Touchscreen

Artikel
2 Min.
Hinweise zur Antragstellung und Unterlagen zum Download
Grafik Neurologische Vernetzungen

Artikel
1 Min.
Wer war Hermann Oppenheim?